You are currently viewing Interview mit PhööniX
  • Beitrag veröffentlicht:4. September 2020
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Wer bist du? Beschreibe dich selbst in einem Satz.

Ich bin PhööniX, 21 Jahre alt, Rapper aus Wien Floridsdorf und Gründer vom Independent-Hip-Hop/Rap-Label 1210Recordz.

Was hat dich zum Rap gebracht?

Auch wenn ich „erst“ im Jahr 1999 geboren bin, waren es hauptsächlich Einflüsse aus dem US-amerikanischen Raum der 80er und 90er; sowohl Westcoast als auch Eastcoast Rap quer durch die Bank, die sich meiner Meinung nach auch in meiner heutigen Musik oft stark widerspiegeln.
Der erste deutschsprachige Act, der mich richtig gepackt hat, war Tatwaffe, mit dem ich heute mittlerweile in gutem Kontakt stehe und auch schon mehrere Songs veröffentlicht habe. Anfang 2013 hab ich dann schlussendlich begonnen, meine ersten Songs zu schreiben und im Laufe der darauf folgenden Monate gemeinsam mit TiTan MC (Heutiges 1210Recordz Signing) begonnen, das erste kleine Homestudio aufzubauen. Wie man sieht, bin ich bis heute am Ball geblieben.

Wo würdest du deine Musik in der österreichischen Rapszene einordnen?

Andere würden vielleicht sagen: „Der hat seinen Style noch nicht gefunden“, da ich mich ständig neu ausprobiere. Manchmal auf einem klassischen 90bpm Oldschool-New-York-Beat, mal auf Trap-Beats mit Autotune und manchmal auch auf Reggaeton. Ich würde eher sagen, dass ich mich schlicht und einfach nicht eine Schublade stecken lassen will und gefühlsabhängig das mache, was ich feiere und nicht das, was die breite Masse gerade hören will.

Der Wiener Rapper PhööniX bei einem seiner Auftritte.

Wann siehst du dich künstlerisch am Ziel angekommen?

Ich will mir ehrlich gesagt gar nicht vorstellen müssen, anzukommen. Dafür macht mir das noch viel zu viel Spaß, auch wenn es Höhen und Tiefen gibt. „Angekommen“ hört sich für mich so nach Ende an. Auch wenn ich das jetzt schon ein paar Jahre mache, sehe ich mich trotzdem noch am Anfang. Wenn ihr mich das in 20 Jahren nochmal fragt, können wir vielleicht ausführlicher darüber reden.

Warum haben Künstler wie Deecent, Andzijo oder ShoGun mehr Aufmerksamkeit verdient?

Die drei Jungs sind nicht nur gute Freunde aus meinem direkten Umfeld, sondern auch überaus talentierte Künstler. Deecents Werdegang verfolge ich eigentlich seit Tag eins und war schon von Anfang an ein großer Fan seiner Werke. Wenn man seine Musik aktiv verfolgt, kann man richtig beobachten, wie er sich von Song zu Song steigert, jedoch trotzdem seiner Linie treu bleibt. Der Junge macht halt noch Rap mit Verstand und davon gibt es in der gesamten Szene (nicht nur in Österreich) einfach viel zu wenig.


Auch Andzijos Musik feiere und verfolge ich schon seitdem ich selbst begonnen habe, Songs zu schreiben. So richtig kennen gelernt haben wir uns erst in diesem Jahr und haben auf Anhieb perfekt harmoniert, weil er, wie ich, ein extrem vielseitiger Künstler ist, der sowohl auf einem klassischen Boom-Bap-Beat, als auch auf modernen UK-Drill-Bangern unfassbar abliefert. Seine Stimme ist meiner Meinung nach einfach wie maßgeschneidert für Deutschrap. Jeder, der Andzijo noch nicht kennt, sollte auf jeden Fall die letzten Songs von uns beiden abchecken.


Bei ShoGun ist es ähnlich wie bei Deecent. Auch wenn er schon um einige Jahre länger aktiv Musik macht, kann man als Hörer trotzdem bei jedem Song eine deutliche Steigerung wahrnehmen. Der Typ ist halt einfach Rapper aus Überzeugung und nicht, weil es gerade im Trend ist. Er macht zwar eher moderneren Rap, hat aber trotzdem ein klares Bild davon, welche Art von Musik er machen will und lässt sich, wie ich, nicht in irgendeine Schublade packen. Die Schubladen sind voll, jetzt sollten mal langsam die Leute ein Stück vom Kuchen abbekommen, die das ganze aus Überzeugung und Leidenschaft machen.


Es gibt aber auch noch weitere talentierte Künstler aus Österreich, die auch um einiges bekannter sind und bewiesen haben, dass es durchaus klappen kann, wenn man seiner Linie treu bleibt.

Dein Tipp für junge Talente?

Auch wenn ich mit 21 Jahren selbst noch zu der jüngeren Generation gehöre, sehe ich leider immer mehr junge österreichische Künstler, die plötzlich Musik machen, um ein bisschen Fame abzukassieren oder mit dem Ziel rangehen, das große Geld zu verdienen. Wenn diese Eigenschaften endlich abgelegt werden würden, könnte die österreichische Rapszene im Laufe der Zeit vielleicht mehr talentierte Künstler hervorbringen, die auch wachsen und nicht auf einem Level bleiben. Es ist extrem wichtig, dass Nachwuchskünstler, wenn sie mal keine 10.000 Klicks auf ein Video bekommen, nicht gleich den Kopf in den Sand stecken.
Daher mein Tipp für junge Talente: Musik mit Herz und Leidenschaft machen und nicht, weil es gerade im Hype ist; Aus Rückschlägen lernen und immer am Ball bleiben, egal was passiert.

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