You are currently viewing Blutbad – Andrew Mesh X PhööniX
  • Beitrag veröffentlicht:20. November 2020
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Für meine Artikel suche ich mir immer einige der aktuelleren Underground-Tracks in Österreich heraus. Besonders gut funktioniert das Schreiben natürlich über Songs mit Inhalt. Doch auf jedes hervorragende Lied kommen 10 durchschnittliche, generische „Ich-ficke-deine-Mutter-und-verticke-mein-Zeug-in-deinem-Kindergarten“-Tracks. Umso erfreuter war ich, als mir Andrew Mesh von seinem neuesten Release mit PhööniX erzählte. In „Blutbad“ rechnen die beiden nämlich mit der Szene ab und bemängeln genau die Punkte, über die auch ich immer wieder stolpere.

Das Blutbad

„Ihr redet alle über eure fetten Autos und über Koks und Bitches, die sich auf euch austoben.“ – Mit dieser Zeile beschreibt Andrew Mesh den Inhalt des Songs ziemlich gut. Wir alle kennen den typischen Klischee-Gangster-Rapper der eben die immergleichen Thematiken mit der immergleichen Attitude aufgreift. Beim sinnbildlichen „Blutbad“ hält PhööniX der Rap-Szene den Spiegel vor und kritisiert seine Kollegen messerscharf – und das nicht, ohne seine Reime mit einer kleinen Prise Arroganz zu würzen:

Geht in Deckung, ich überroll‘ alles
Skrupellos und gefürchtet, so wie John Gotti
P zum X sie nennen mich Warrior am Mic
Noch paar Jahre und dann ist die Audemars voll Ice!

PhööniX im neuesten Release „Blutbad“

Nicht ganz zu unrecht, wie ich finde. Denn man kann ihn mögen oder eben auch nicht, aber sein Flow, eine angenehme Stimme und kreative Reime sind ihm definitiv nicht abzusprechen! Doch auch Andrew Mesh kann nicht nur mit einem grandiosen Beat überzeugen, sondern stellt auch ein weiteres Mal sein Gesangstalent unter Beweis.

Blut-Beat

Es geht verträumt los, Andrew summt ein bisschen über die Melodie, ein paar sinnliche ‚Yeahs‘ kommen von PhööniX aus dem Off. Pünktlich zum Beginn der ersten Strophe droppt der Beat. Verzerrte Power-Chords und knallige Drums regen innerhalb kürzester Zeit zum Mitnicken an. Während Andrew Mesh zu seiner Hook einsetzt, begleiten ihn ein paar Streicher im Hintergrund. Insgesamt ist der Beat sehr gut gelungen und harmoniert sowohl mit der tieferen Stimme von PhööniX, als auch mit der hohen Gesangsstimme von Andrew Mesh.

Meine Meinung

Als bereits langjährigem Andrew Mesh Fan und längerem Follower von Phöönix‘ Werdegang kann ich eine gewisse Voreingenommenheit sicherlich nicht verbergen. Dennoch muss ich sagen, dass sich beide Künstler selbst übertroffen haben. Besonders die Harmonie der beiden Stimmen miteinander in Verknüpfung mit dem Beat gefällt mir sehr gut. Natürlich hat der Track inhaltlich nicht so einen Tiefgang, wie beispielsweise Virus Mensch von HINTERKOPF – aber das muss auch gar nicht so. Die beiden machen sich über ein Problem des deutschsprachigen Raps lustig, welches jedem, der auch nur entfernt mit der Szene vertraut ist, bekannt sein sollte. Und mit ziemlicher Sicherheit kann ich sagen, dass dieser Track mir selbst dann einen Artikel wert gewesen wäre, wenn ich beide Künstler vorher noch nicht gekannt hatte.

Bleibt nun nur noch zu hoffen, dass Andrew Mesh nicht auch zum Mumble Rapper wird, wenn er, wie in der Hook angekündigt, Schlaftabletten einnimmt!

Leon

Offizieller Austrian Rap-Autor

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